Wenn die Stimme mal nicht so will…

von | Aug 6, 2024 | Stimme | 0 Kommentare

Heute möchte ich darüber sprechen, dass die Stimme (meine zumindest) machmal nicht so will. Dass sie kratzig ist oder piepsig oder belegt. Jedenfalls nicht so, wie ich es gerne hätte.

Kennst du solche Momente?

Bei mir kommen sie, wenn ich sie am wenigsten gebrauchen kann. Wenn ich ein Hörbuch einsprechen oder ein Seminar anleiten oder vor meinen Kolleg*innen einen guten Eindruck machen will. Nicht immer natürlich, aber manchmal.

Der erste Gedanke: „Oh nein!“

„Oh nein! Wie klang das denn“, denke ich dann oder „das muss ich doch besser können.“ In diesen Gedanken steckt eine Erwartung: dass meine Stimme zeigt, was ich gerade zeigen (sein) möchte.

Und wenn nicht? Dann kriege ich einen Schreck und mache mir mit den Gedanken noch zusätzlich Druck.

Wo Druck ist, kann die Stimme sich nicht entfalten

Der Stimme hilft das nicht wirklich. Warum? Weil die Trennung von Geist und Körper nur in der Theorie existiert. Im praktischen Leben macht sich Druck auch körperlich bemerkbar:

  • Muskeln spannen an. (Wir haben alle so unsere Stellen dafür.)
  • Der Atem wird flacher.
  • Die Resonanzräume werden enger.

In diesem körperlichen Zustand kann die Stimme sich nicht gut entfalten. Sie klingt zum Beispiel leiser, dumpfer, kraftloser oder auch höher als sonst.

„Wo Druck ist, kann nicht Schwingung sein.“ – Das ist einer der Leitsätze von Evemarie Haupt, Begründerin der integrativen Stimmpädagogik. Und die Stimme ist Schwingung!

Und was mache ich jetzt?

Das Schwerste in so einer Situation: Entspannen. Alles so nehmen, wie es gerade ist, und der Stimme freundlich begegnen.

Also nicht schimpfen. Nicht ärgern. Sie annehmen, wie sie ist, und in einer ruhigen Minute fragen: „Wie geht es dir gerade? Was täte dir jetzt gut?“

Genausogut kannst du übrigens fragen: „Was täte mir jetzt gut.“ Das macht gar nicht so viel Unterschied, denn was dir gut tut, das tut auch deiner Stimme gut. Das ist einer meiner eigenen Grundsätze 😊.

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Was täte mir jetzt gut?

So oder so, ich finde die Frage toll. Erstens, weil sie so viel Freundlichkeit enthält, und zweitens, weil sie den Blick nach vorne richtet. Sie ist konstruktiv.

Die Antworten können je nach Situation verschieden sein. Hier sind ein paar, die ich schonmal bekommen habe:

  • einen Moment allein sein
  • diese Spannung im Mund loslassen
  • einen Moment nicht lächeln (wenn ich unter fremden Menschen bin und viel lächle)
  • frische Luft
  • mich mit etwas nicht-arbeitsmäßigem beschäftigen
  • aufstehen und mich bewegen

Wie du siehst, ist es oft das Bedürfnis nach einer Pause, nach Entspannung oder Abwechslung in irgendeiner Form, das die Stimme festhalten lässt.

Ich stelle mir gerade vor, wie sie im Bus auf den Halteknopf drückt 😉.

Sei neugierig, was deine Stimme dir zu erzählen hat

Deshalb ist mein Impuls für dich heute: Wenn deine Stimme nicht so will wie du, sei neugierig. Wende dich ihr zu und hör, was sie dir zu erzählen hat.

Dieses Verbundensein aller Ebenen hat nämlich auch seine Vorteile.

Klar ist es manchmal doof, wenn der Druck, den wir spüren, macht, dass wir nicht so frei klingen wie sonst. Aber gleichzeitig ist es auch cool, dass die Stimme uns Hinweise gibt, was gerade in uns vorgeht. Und das oft noch bevor es uns richtig bewusst wird.

Außerdem zeigt sich auch deine Begeisterung, Freude und Leidenschaft in der Stimme! Und das bringt mich auf einen letzten, aber sehr wichtigen Punkt.

Hol dir die Freude zurück!

Wenn wir unbedingt gut sein wollen und uns innerlich Druck machen, klappt es am allerwenigsten. – Das ist nicht nur beim Sprechen oft so. Aber wenn wir ausprobieren, Spaß haben und das, was wir tun, genießen, wird es plötzlich leicht!

Probier doch mal aus, dich ganz bewusst mit deiner Freude zu verbinden. Denk an die Momente, in denen du gesprochen, gelesen, vorgetragen, diskutiert hast und dich wohl fühltest, in denen du im Flow warst und Freude hattest.

Such dir einen Moment raus und spür da nochmal rein. Kannst du dieses Gefühl mitnehmen, auf deine Bühne (egal, ob es eine Theater- oder Vortrags- oder eher eine soziale Bühne ist)?

Ich bin gespannt, wie du darüber denkst! Hinterlasse mir gerne einen Kommentar, wenn du magst, und erzähl mir von deinen Erfahrungen!

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