Gut Zuhören können wird oft nicht als etwas Wertvolles anerkannt. Wer nach seinen kommunikativen Stärken gefragt wird, denkt dann erstmal ans Reden – argumentieren, vortragen oder gute Geschichten erzählen. Aber so wichtig das alles auch ist – im Gespräch können gute Zuhörer*innen wahre Wunder bewirken.
Deshalb habe ich 10 Gründe gesammelt, warum wir uns viel mehr mit dem Zuhören beschäftigen und es als Stärke erkennen sollten:
- Zuhören ist ein Zeichen von Respekt. Es zeigt: Ich nehme Dich ernst und möchte hören, was Dich beschäftigt.
- Es entsteht ein Raum, in dem jemand sprechen kann. – Dein Zuhören macht es jemandem leicht, mit den eigenen Gedanken nach außen zu treten. Manchmal entstehen sogar ganz neue Ideen in diesem Raum!
- Du hast die Chance, neue Dinge zu erfahren, auf die Du selbst nicht gekommen wärst.
- Missverständnisse kannst Du erkennen und ausräumen – oder von vorneherein verhindern.
- Du kannst sehr genau auf das Gesagte eingehen. So kommt ihr gemeinsam weiter in die Tiefe.
- Gutes Zuhören bringt Ruhe in ein Gespräch. Es wirkt auch entschleunigend auf die Gesprächspartner*innen und nimmt ihnen den Druck, um das Rederecht kämpfen zu müssen.
- Zuhören kann heilsam sein. Du bezeugst, was eine andere Person bewegt.
- Du lernst, Dich in eine andere Person einfühlen und entwickelst Deine Empathiefähigkeit.
- Ihr lernt euch besser kennen. Du erfährst etwas über Dein Gegenüber, und das Zuhören lässt Vertrauen wachsen.
- Zuhören ist Kooperation. Wer zuhört, hat die Chance, einen gemeinsamen Denkprozess zu beginnen.
Die Autorin Lena Noa ist der Überzeugung, dass Introvertierte ein angeborenes Talent zum Zuhören haben. Darauf können wir stolz sein! Wenn wir unser Talent nutzen und weiterentwickeln, kann daraus eine richtige Superkraft werden. So wie bei Momo…
„Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte, nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme. Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, funkelnden Augen an, und der Betreffende fühlte, wie ihm auf einmal Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.
Sie konnte so zuhören, dass ratlose oder unentschlossene Leute auf einmal genau wussten, was sie wollten. Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden.
Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf den es überhaupt nicht ankommt und der ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf – und er ging hin und erzählte alles das der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, so wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war.
So konnte Momo zuhören!“
Michael Ende
Momo kann wirklich zuhören, und das hat große Kraft. Es scheint, als würde ihren Gesprächspartner*innen das Reden leichter fallen, wenn sie zuhört. Ihr Freund Gigi kann bessere Geschichten erzählen, denn wenn Momo ihm zuhört, „dann blühte seine Phantasie wie eine Frühlingswiese.“ Andere haben tolle Ideen oder sie kommen endlich zur Ruhe. Sie erkennen sogar ihren eigenen Wert und ihre Einzigartigkeit.
Ich mag diese Geschichte sehr. Als ich die Stelle herausgesucht habe, merkte ich, dass ganz viele Gedanken aus unserer Podcastfolge „Wirklich zuhören“ darin wieder auftauchen. Die haben wir erst vor einem Monat aufgenommen 🙂
Hattest Du die Vorteile des Zuhörens auf dem Schirm? Schreib mir gerne in die Kommentare, welche Dir besonders wichtig sind. Oder habe ich vielleicht noch welche vergessen?
Alles Liebe und bis bald
Deine Paula
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